Katharina Fritze, Präsidentin 2017-2019, Soroptimist Insternational Club Wien I
Die 90 Jahr Feier unseres Club bietet Anlass die Vergangenheit zu reflektieren und die Zukunft zu beleuchten.
Seit der Gründung unseres Clubs hat sich die Stellung der Frau in unserer Gesellschaft massiv gewandelt. Ausbildungsmöglichkeite und Berufsfelder, in denen Frauen vertreten sind, wurden einer großen Veränderung unterzogen.
Doch die Ziele des Soroptimismus, wie sie von unseren Gründungsschwestern formuliert wurden, sind nach wie vor aktuell.
Berufstätige Frauen haben, wie auch schon vor 90 Jahren, eine besondere Herausforderung in der Gesellschaft wahrzunehmen. Durch Freundschaft und Zusammenhalt unter den Frauen kann Großes wachsen. So wurde beispielweise durch eine Clubschwester das Schwangerschaftsturnen in Österreich eingeführt und Ilse Buck hat maßgeblich zur Volksgesundheit durch Vorträge und ihre legendären Turnsendungen im Radio beigetragen. Auch im Bereich des Journalismus, der ersten Rechtsanwältin von Österreich, richtungsweisender Architektinnen und in vielen anderen Bereichen waren Clubschwestern in federführender Rolle tätig. So profitiert durch das Clubleben nicht nur die einzelen Clubschwester, sondern es kann auch positiver Einfluss auf die gesamte Gesellschaft ausgeübt werden.
Und die heutigen Aufgaben?
Viele Pionierfelder wurden von unseren Clubschwestern geöffnet und neue Aufgaben sind hinzugekommen. Es steht außer Zweifel, dass bei der Weitergabe von Bildung die Frauen nach wie vor die zentralen Bezugspersonen für die heranwachsenden Kinder sind. Wenn wir gut ausgebildete Jugendliche wollen, müssen wir daher primär auf die Ausbildung der Frauen achten. Eine gute Ausbildung ist auch der Schlüssel zur Konfliktlösung und somit zu einem friedvollen Zusammenleben. So kommt uns Frauen in der heutigen Welt eine dominante Rolle in der Friedensstiftung zu, indem wir Frieden vorleben, praktizieren und weitergeben.
Unser Club hat sich daher für die Organisation von Lesepatenschaften in einer Wiener Brennpunktschule entschieden. Schülerinnen und Schülern von Brennpunktschulen fällt Lernen auf Grund ihres schwierigen Umfeldes, ihrer sozialen, ökonomischen und kulturellen Situation oft schwerer als anderen Schülern. Das Risiko für solche Kinder nach der Volksschule nur schlecht oder gar nicht sinnerfassend lesen zu könne, liegt bei bis zu 85%. Und hier wollen wir ansetzen. Einige Pilotprojekte haben gezeigt, dass die Unterstützung der Kinder durch Lesepatinnen ganz essenziell zur Verbesserung der Lese- und Schreibfähigkeiten beitragen kann. Ganz wesentlich für diesen Erfolg ist auch, dass den Kindern mit einer regelmäßigen Einzelbetreung Mut gemacht wird und sie der Erfolg motiviert, weiter zu lernen. Untersuchungen haben gezeigt, dass es für den weiteren Lebenserfolg eines Kindes entscheidend ist, dass es jemanden gibt, der an das Kind glaubt. Und diesen Glauben an jedes einzelne dieser Kinder wollen wir ihnen gerne schenken uns so das Umfeld für einen erfolgreichen Start in das Leben ermöglichen.
Wir freuen uns, dass wir in der weltweiten Gemeinschaft der Soroptimistinnen uns auch heute und in Zukunft für eine positive Gesellschaft einbringen dürfen.